„Wäre diese Freundin, die Intersexuelle, bei den Navajo-Indianern geboren worden, hätte man sie als Göttin verehrt, da sie beides in sich vereinte, das Weibliche und das Männliche.“

Die Protagonistin dieses zutiefst persönlichen Textes wird gemeinsam mit einem Kollegen in den Norden Deutschlands geschickt, um dort eine Reportage über Rechtsextreme im Jugendalter zu recherchieren. Über diese Aufgabe hinaus, die sie moralisch sehr befasst, merkt sie, dass etwas an diesem Mann, mit dem sie ihre Tage verbringt, nicht stimmig ist. Viel sanfter und einfühlungsvermögend kommt er ihr vor, als dies normalerweise der Fall ist. 

Nach einer Nacht der innigen Vertrautheit folgt die Lebensbeichte: Im 2. Lebensjahr wurde festgestellt, dass Kuschel, wie sie den Kollegen liebevoll nennt, keine ausgebildeten Hoden hat. Es begann eine medizinische Malträtierung, die im regelmäßigen Spritzen von Testosteron mündete. 

Die Protagonistin recherchiert danach ausgiebig zum Thema Intersexualität und stellt den Freund zur Rede. Nach kürzester Zeit wird aus Kuschel Sophie. Eine Periode der Selbstentfaltung folgt. Tragisch ist, dass diese sich als wesentlich kürzer als gedacht erweist. 

Brigitte Maria Peters hat eine Biografie als Hommage an einen geliebten Menschen geschrieben, die unter die Haut geht. Am Ende sieht man sich als Leser*in mit der alles entscheidenden Frage konfrontiert: Was bedeutet es, authentisch als man selbst zu leben? Eine unbedingte Leseempfehlung nicht nur, aber vor allem für jene, die an ihrem Geschlecht zweifeln.